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Gesellschaft für Gregorianik-Forschung e.V.!

Diese Abbildung aus einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Cambridge University Library, Ms. Ii.3.12, fol. 61 v.) zeigt Boethius am Monochord, vertieft in seine musikalischen Studien. Um ihn herum sind Plato, Pythagoras und Nikomachos von Gerasa abgebildet.
Ungeklärte Forschungsfragen

Was den Ursprung, die Entwicklung und die historische Einordnung der gregorianischen Gesänge betrifft, tappt man nach wie vor im Dunkeln: Man weiß nicht, wann und wo diese Gesänge entstanden sind, geschweige denn, von wem oder von welchen Personen sie entwickelt wurden. Nicht, dass es keine Thesen dazu gäbe, im Gegenteil: Von der Entwicklung der Gesänge zu einem sehr frühen Zeitpunkt in Rom bis zu ihrer Entstehung erst im Frankenreich des 8./9. Jahrhundert unter Karl dem Großen reichen die verschiedensten Ansichten der Experten.

Ebenfalls ungeklärt ist, in welchem Zeitraum sich diese Gesänge herausgebildet haben. Sind sie nach und nach innerhalb von wenigen Jahren oder mehreren Jahrhunderten entstanden? Ist sukzessive eine Melodie zur anderen hinzugekommen? Waren sie von vornherein so gestaltet, wie sie uns heute vorliegen? Leider schweigen die Quellen.

Im Allgemeinen neigt man zu der Auffassung, dass sich erst im Laufe der Zeit die Gesänge in der uns heute überlieferten Form herausbildeten, wobei die Entwicklung im Wesentlichen spätestens im 9. Jahrhundert abgeschlossen war, denn ab diesem Zeitpunkt liegen uns mit Neumenzeichen versehene Handschriften vor. Die Entwicklungsphase selbst bleibt dabei weiterhin ein Rätsel.

Wer waren die Urheber? Diese Frage wird am allerwenigsten gestellt, denn die Beantwortung scheint völlig aussichtslos zu sein. Man sagt den gregorianischen Gesängen eine große, ihnen innewohnende Kraft nach. Aber wer war in der Lage, diese so zu gestalten?

Şebnem Yavuz unternimmt mit ihrer Forschung den Versuch, neue Antworten auf diese alten Fragen zu finden, und gibt zu diesem Zweck die „Schriften zur Gregorianik-Forschung“ heraus.